Die Natur und die Umgebung

 

Der Nationalpark der Abruzzen wird im wesentlichen von einer Bergkette mit einer Höhe zwischen 900 und 2.000 Metern über dem Meeresspiegel gebildet. Die Berge des Parks haben zum Teil rundliche Gipfel, typisch für den Apennin, zum Teil schroffe, abschüssige Hänge, wie man sie häufig in den Alpen findet. Die Landschaft ist daher inte­ressant und abwechslungsreich. Im zentralen Bereich des Parks liegt der obere Flußlauf des Sangro, in den verschie­dene Bäche münden; an den äußeren Hängen fließen der Giovenco, der Melfa, der Volturno und andere Flüsse zu Tal.

Aufgrund der karstigen Böden fließt das Wasser oft unter-irdisch, und die Karstquellen befinden sich deshalb talwärts, mitunter auch außerhalb des Parkgebiets. Innerhalb des Schutzgebiets gibt es nur ein natürliches, hochgelegenes Wasserbecken von kleinem Ausmaß: es handelt sich um den See Vivo, der aus eigenen Quellen und durch die Schneeschmelze gespeist wird. Das Gebiet des Parks ist durch Vergletscherungen und Karsterscheinungen geprägt worden. Tatsächlich kann man auch heute noch Zirkustäler (Mulden) in den oberen Teilen der Täler, Moränenablagerungen und verstreute Felsmassen entlang der Täler sehen.

Die Karsterscheinungen zeigen sich unter anderem durch Grotten, Spalten und Dolinen.

Die Felsen im Park bestehen aus Kalkstein; lehm- und schieferhaltige Böden finden sich nur in dem unteren Teil einiger Täler. Ein charakteristisches Bild bietet die Bergkette der Camosciara, die auch aus dolomitischem Kalkstein besteht. Da der Dolomit wasserundurchlässig ist, sind die Flußläufe oberirdisch, und man trifft in dieser Gegend auf Bäche, die malerische Wasserfälle und Wasserlachen bilden. Die Berge des Parks sind vor 170 bis 30 Millionen |ahren entstanden, das heißt in der Zeit zwischen dem Mesozoikum und dem alten Tertiär. Einstmals war dort, wo heute der Park ist, das Meer: tat­sächlich stammt der Kalkstein aus Meeresablagerungen, die für Lagunen und Gegenden mit Riffen typisch sind; in erster Linie folglich Algen und Korallen, zweischalige Mollusken und Schnecken. Die Transformationen wäh­rend der verschiedenen Zeitalter sind tiefgreifend gewe­sen. Ein geologisches Merkmal des Parks ist, daß man hier verschiedene Sedimentationsformen antrifft. Vor allem ein ebenes Gebiet, gebildet von einem sauerstof­farmen, wenig tiefen und verschlammten Meer mit überwiegend Kalkalgen und anderen Tieren, die in einer schlammigen Umwelt mit wenig Sauerstoff überleben konnten; im Osten ein stufenförmiges Gebiet, wo das Meer offen und tief gewesen ist: die Wellenbewegung reicherte das Meerwasser mit Sauerstoff an und ermögli­chte vielen besonderen Tierarten das Leben, deren Über­reste interessante Fossilienschichten gebildet haben; und schließlich ein Übergangsgebiet, eine Böschung im wahr­sten Sinne, die die Ebene mit dem tiefen Meeresboden verband: in dieser Gegend finden sich Schutt- und Geröllablagerungen mit Fossilien, die sowohl von der Böschung, als auch aus den tieferen Teilen stammen.